Montag, 22. Dezember 2008

Scharfe Gewalt

Wenige Tage nach dem Mordversuch an Herrn Mannichl in Passau ist auch in Berlin wieder ein Polizeibeamter niedergestochen worden. Da das Opfer kein "hohes Tier" und der Täter kein Rechtsextremist war, ist das Medienecho interessanterweise um ein Vielfaches geringer. Anscheinend gehört es für die Öffentlichkeit zum Berufsrisiko eines Polizisten, sich abstechen zu lassen, wenn der Betreffende auf der Straße arbeitet und keine höhere Führungsposition innehat.

Der Täter wurde zusammen mit einem Komplizen von einem Anwohner dabei beobachtet, wie er eine Kamera aus einem abgestellten Fahrzeug entwendete und anschließend in eine Wohnung ging. Als die eingesetzten Streifen nach erfolglosem Klingeln und Klopfen die Tür aufbrachen, stach der Täter dem ersten Zivilfahnder, der die Wohnung betrat, mehrfach mit einem Messer in die Brust, bevor er überwältigt und festgenommen werden konnte. Der Kollege ist mittlerweile zum Glück außer Lebensgefahr.

Diese Episode zeigt wieder einmal, wie sehr unsere "Kundschaft" auch schon bei banalsten Anlässen bereit ist, mit brutaler Gewalt gegen Polizeibeamte vorzugehen. Weiterhin zeigt sie aber auch, welches Gefahrenpotential bei Einsätzen in beengten, unübersichtlichen Umgebungen (wie es Wohngebäude in aller Regel sind) immer im Hintergrund lauert.

Und sie macht deutlich, daß eine Schußwaffe ein Einsatzmittel ist, das man nicht nur als weit entlegene Option für einen wie auch immer gearteten "sowieso nie eintretenden" Weltuntergangsfall mit sich herumtragen sollte, sondern ständig und jederzeit so handhaben sollte, daß es in ungeklärten Einsatzlagen mit Konfliktpotential (also praktisch in jedem einzelnen Routineeinsatz) binnen kürzester Zeit reaktionsschnell zum Einsatz gebracht werden kann. Und das impliziert, daß man die Waffe je nach Lage nicht erst dann zieht, wenn es zu spät ist und man bereits hinter die Reaktionskurve zurückgefallen ist, sondern sie unter Umständen schon vorher präventiv in Bereitschaft hält.

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