Donnerstag, 24. Juli 2008

Happiness is a warm gun

Nach längerer Trainingsabstinenz war ich gestern endlich mal wieder auf dem Schießstand zum IPSC-Schießen. Leider hatten mich in letzter Zeit einige ungünstig gelegte Spätdienste davon abgehalten, regelmäßig im Verein zu erscheinen. Zu meiner nicht ganz unerheblichen Befriedigung klappte trotzdem alles noch ziemlich gut.

Gleichzeitig waren noch zwei Freunde von mir, die gestern das erste Mal eine Waffe in der Hand hatten, und zwei Schützen aus meinem Verein, die erst vor kurzem zur IPSC-Gruppe hinzugestoßen sind, auf dem Stand. Während ich ihnen beim Schießen zusah und ihre Erfolge und Mißerfolge beobachtete, fiel mir plötzlich auf, daß ich gerade Zeuge derselben Fehler, Versuche und Anstrengungen wurde, die ich selber seinerzeit gemacht hatte, und ich begann über meine eigene schießtechnische Entwicklung nachzudenken.

In meinen ersten Schützenverein hatte mich seinerzeit das unbestimmte Gefühl geführt, daß die polizeiliche Schießausbildung, die ich genossen hatte, massive Lücken aufwies und das Ausmaß der Fortbildung einfach nicht ausreichend war, um ernstzunehmende Kompetenz mit der Schußwaffe zu entwickeln. Vom reinen statischen 25m-Scheibenschießen verschlug es mich dann nach ein paar Jahren zum IPSC-Schießen, und das war der Zeitpunkt, wo ich ernsthaft begann, etwas über praktisches Schießen zu lernen. Ich war sofort begeistert.

Seitdem bin ich "hooked" und habe dabei mehr über die grundlegende Mechanik des Schießens, über sichere Waffenhandhabung in allen Lebenslagen, über Schießen unter Zeitdruck, aus ungewohnten Positionen, unter körperlicher Anstrengung und unter Streß gelernt als in jeder dienstlichen Schießveranstaltung, an der ich jemals teilgenommen habe. Vor allem aber habe ich gelernt, daß ernstzunehmende Schießfertigkeiten erst dann entstehen, wenn die Waffe Teil des eigenen Körpers wird... und ich habe gelernt, wieviel Trainingsaufwand, Zeit und Wiederholung dieses Ziel erfordert.

Leider ist das in aller Regel (nämlich außerhalb von Spezialeinheiten) weit mehr, als der Dienstherr seinen Beamten zugesteht. Insofern steht für mich als zentrale Erfahrung meiner bisherigen schießsportlichen Betätigung fest, daß man als Polizeibeamter, der über den Dienst hinaus seine Schießfertigkeiten verbessern will, unter den in Deutschland herrschenden waffenrechtlichen Bedingungen beim IPSC mit Abstand am besten aufgehoben ist. Natürlich ist IPSC kein kampfmäßiges Schießen und beinhaltet weder taktische Inhalte noch die Simulation von Einsatzsituationen. Es stellt lediglich eine ständig variierende Reihe von hochanspruchsvollen Schießaufgaben mit wettkampfsportlichem Charakter dar. Aber die hier trainierten reinen Schießfertigkeiten und Handhabungssicherheit sind an sich schon unbezahlbar für jeden Berufswaffenträger.

Jeder Kollege, der mit dem Ausmaß des dienstlichen Schießtrainings unzufrieden ist, möge mal überlegen, ob dies nicht eine zusätzliche Möglichkeit für ihn sein könnte.

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