Montag, 7. Juli 2008

Kiffen macht blöd

Doch, wirklich. Da ruft neulich diese junge Dame über Notruf an und meldet, sie wäre von irgendeinem Unhold angegriffen worden. Kaum treffen wir vor Ort ein (natürlich allerfeinste Ghettoanschrift und in Rufweite der Hälfte aller Doofen unseres Städtchens gelegen), stelle ich interessiert fest, daß es sich um die Schwester eines unserer Stammkunden handelt, dem ich erst vor zwei Wochen sein Dope weggenommen habe. Das kann ja heiter werden. Brüderchen steht direkt neben seiner Schwester und guckt finster.

"Also, der M., dieses Arschloch, hat mir eben mit dem Finger ins Auge gepiekst," kräht das empörte Opfer, "das will ich jetzt anzeigen!"

Ich verkneife mir die Frage, warum sie wegen einer solchen Bagatelle unseren Notruf nervt, anstatt selber zur Dienststelle zu kommen, und bekunde mein Unverständnis darüber, warum jemand so etwas böses tun sollte. Na ja, man habe halt Streß mit dem M., erklärt die Dame. Woher der "Streß" denn herrühre?

"Ähm, tja... also, das ist so... ich hab neulich M.'s Kumpel abgezogen."

Argh. Ich bemühe mich um ein ernstes Gesicht, belehre die geständige Sünderin über ihre Rechte und frage nach Details. Anscheinend übersteigt der Inhalt der Worte "Du brauchst dich nicht selbst zu belasten" ihren Horizont deutlich, denn sie plappert munter weiter und erklärt mir bildhaft, daß M.'s Kumpel ihr Dealer ist und sie neulich an seiner Tür etwas Dope gekauft hat, um dann nach Türöffnung ihre beiden Komplizen in die Wohnung einfallen und den ganzen Vorrat klauen zu lassen.

Ich verdrehe die Augen gen Himmel und meine Partnerin fängt an zu grinsen. Bei der Frage nach ihren beiden Komplizen zickt die Sünderin etwas rum, aber Brüderchen greift korrigierend ein und verkündet: "Ey, du hast Scheiße gebaut, jetzt mußte auch dafür geradestehen. Es waren der X. und der Y." Familienzusammenhalt ist eben doch was tolles.

Kaum haben wir das geklärt, kommt schon der eingangs erwähnte Unhold M. auf dem Fahrrad angefahren und erklärt, er wolle die Sache nun mit uns besprechen. Er entpuppt sich als ein recht friedliches Kerlchen und gibt an, er habe der Anruferin wegen der schändlichen Behandlung seines Kumpels nur mal die Meinung sagen wollen und ihr dabei in seiner Aufregung versehentlich den Finger ins Auge gesteckt. Die Dame ist allerdings vollkommen anderer Meinung und tut dies lauthals kund, worauf sich ein lustiger multikultureller Brüllwettstreit entspinnt.

Mittlerweile etwas angenervt, verschaffe ich mir Gehör und lasse zur Feier des Tages mal die Taschen ausleeren, wobei aus denen von M. und dem Bruder einiges an Gras in vielfältiger Verpackung purzelt. Die Stimmung wandelt sich spontan von "Ich will sofort Anzeige erstatten" zu "Och menno, ihr Spielverderber" und man zieht mit hängendem Kopf von dannen, während M. sich in philosophischen Betrachtungen darüber ergeht, daß es eigentlich ziemlich doof ist, mit Dope in der Tasche zur Polizei zu gehen.

Die Spielverderber stimmen ihm zu, setzen sich in ihr schönes blau-silbernes Batmobil und fahren rein, um fünf Strafanzeigen zu schreiben. Manchmal muß man eben nix tun, außer die Doofen quatschen lassen... give 'em enough rope and they'll eventually hang themselves.

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