Mittwoch, 23. Juli 2008

Auch DU bist Jack Bauer

Wie allseits bekannt sein dürfte, ist das Fernsehen (bzw. wahlweise auch die bösen Computerspiele) an allem Schlechten in der Welt schuld. In diesem Fall vermutlich beides. Vorweg gesagt: ich muß an dieser Stelle zugeben, daß ich als bekennender Fan von guten Actionthrillern ein Faible für Filme habe, in denen der Held sich nachts im Dustern in die strengstens bewachte Festung des Bösewichts schleicht, um die hochwichtige Daten zu klauen/das Ding in die Luft zu jagen/die Geisel zu befreien/dem Schurken das Lebenslicht auszupusten. Wer am PC gerne mal Splinter Cell, Deus Ex oder Metal Gear Solid zockt, weiß, wovon ich rede... Fans von "24" sowieso.

Ich habe allerdings nie den Versuch unternommen, diese spaßigen Vorstellungen in die Tat umzusetzen - im Gegensatz zu unserer kleinstädtischen Jugend. Neulich nacht meldet eine unserere Streifen, daß anscheinend jemand in den städtischen Bauhof eingebrochen ist. Kurze Zeit später werden zwei flüchtende Personen gesichtet. Mein Partner und ich klinken uns in die Fahndung ein und tatsächlich tauchen sofort drei Jungs auf Fahrrädern vor uns auf, die mächtig in die Pedale treten. Am Ende der Straße schlängeln sich zwei von ihnen durch den Durchgang zur Nachbarstraße, wo sie von den Kollegen der dritten Streife wärmstens in Empfang genommen werden. Der dritte Nachwuchssportler biegt ins Wohngebiet ab, ich springe aus dem Auto und sprinte ihm hinterher.

Ungünstigerweise hat sich unser kriminelles Mastermind eine Sackgasse ausgesucht, an deren Ende ihm nur noch die Flucht über das Hintergrundstück durch die Gärten bleibt. Anhand empirischer Beweisführung kann nunmehr ein für alle Mal geklärt werden, daß man mit dem Fahrrad durch die Hecken langsamer ist als der Schutzmann auf Schusters Rappen. Wir nehmen die Jungs (die gerade schlappe 16 sind) mit zur Dienststelle.

Als wir ihre Sachen durchsuchen, muß ich grinsen... der Rucksack meines Flüchtlings ist vollgestopft mit allem, was man so für das Eindringen in eine sowjetische Atomraketenbasis oder in ein südamerikanisches Terroristencamp braucht. Bolzenschneider, Beil, Isolierzange, Handschuhe, diverse Seile... sogar ein Nachtsichtgerät mit Infrarotscheinwerfer ist dabei. Nur die schallgedämpfte MP fehlt noch. Ich frage den Nachwuchs-James-Bond, wo er das Ding herhat. Leicht geknickt berichtet er, daß er das Ding für sage und schreibe 150 Euro bei LIDL gekauft habe. Ich schmunzele und stelle mir belustigt vor, wie ich das nächste Mal bei ALDI neben Mineralwasser, Nudeln und Joghurt noch ein Laserzielgerät oder ein paar Blendgranaten aufs Band lege.

Nun ja. Wer sich beim Einbruch in die städtische Garagen und Lagerhallen von ein paar Kleinstadtpolizisten erwischen läßt, sollte das mit der Infiltrierung von Atomraketenbasen oder Terroristencamps lieber doch erstmal bleibenlassen. Man munkelt allerdings auch, daß im städtischen Bauhof die Anzahl der Atomraketen und Terroristen eher überschaubar ist.

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