Dienstag, 8. Juli 2008

Bazis und Jecken

Es ist soweit... im Münchner "U-Bahnschläger-Prozeß" ist das Urteil gesprochen und das Strafmaß verkündet worden. Ich als Schutzmann (der ja bekanntlich schon von Berufs wegen chronisch unzufrieden mit dem Umgang der deutschen Justiz mit unseren Kunden ist) kann dem Gericht in diesem Fall tatsächlich nur Beifall spenden. Zwölf Jahre wegen versuchten Mordes gabs für Serkan A., achteinhalb Jahre für seinen Mittäter Spyridon L.

Neben diesem ungewohnt konsequenten Strafmaß ist vor allem positiv anzumerken, daß das Gericht entschieden hat, auf den zur Tatzeit zwanzigjährigen Serkan A. das Erwachsenenstrafrecht anzuwenden. Außerdem soll nicht unerwähnt bleiben, daß die Richter sich von dem Einwand der Verteidigung, Serkan A. sei durch "rassistische Äußerungen" des 76-jährigen pensionierten Lehrers "provoziert worden", nicht beeindrucken ließen. Jeder, der länger als ein paar Monate auf der Straße gearbeitet hat, weiß aus eigener Erfahrung, daß es in bestimmten kriminologisch vorbelasteten Problemmilieus zum guten Ton gehört, im Umgang mit staatlichen Institutionen sofort die Rassismuskarte zu spielen. Das kollektive schlechte Gewissen der Deutschen scheint derartiges Verhalten zumindest in hinreichendem Maße zu belohnen. Um so begrüßenswerter ist es, daß selbige Karte offensichtlich auch und gerade in hochkarätigen Verfahren nicht pauschal für bare Münze genommen wird.

Offen bleibt für mich am Ende nur noch, wie es angehen kann, daß in München so ein konsequentes und tatangemessenes Urteil gesprochen wird, während ein ähnlich gelagerter Fall in Köln offensichtlich nur mit einem Klaps auf die Finger sanktioniert wird. Zur Erinnerung: zur Weiberfastnacht 2007 verletzt der 18-jährige Erdinc S. während eines Streites um eine Telefonzelle seinen 44-jährigen Kontrahenten so schwer, daß dieser einen Schädelbruch erleidet, wochenlang im Koma liegt und seitdem schwerbehindert ist. Das Resultat: eine Schuldfeststellung und die Auflage, an einem Antiaggressionstraining teilzunehmen. Strafe? Fehlanzeige, nicht mal auf Bewährung.

Anscheinend ist das justizielle Nord-Süd-Gefälle nach wie vor putzmunter und lebendig. Ich gebe zu, daß es mir als überzeugtem Nordlicht durchaus ab und zu auf die Nerven geht, wenn unsere bajuwarischen Mitbürger ihren Freistaat und "way of life" als Salz der Erde hinstellen, aber das eine oder andere könnten wir uns durchaus mal bei ihnen abgucken.

Übrigens, Karnevalisten waren mir immer schon suspekt... erst recht, wenn sie Rechtsprechung und Büttenreden durcheinanderwerfen.

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