Sonntag, 21. September 2008

Komplimente

Ein lebenserfahrener Mann schrieb einmal sinngemäß, einer Frau Komplimente zu machen sei ungefähr so ähnlich wie Topfschlagen in einem Minenfeld zu spielen. In Anbetracht der nachgewiesenen vollkommenen Unberechenbarkeit des schönen Geschlechts und seiner Neigung, sich zuweilen in einer Art und Weise zu benehmen, die bei uns (nämlich den normalen Menschen, die im Stehen pinkeln können) nichts als Fragezeichen zurückläßt, bin ich geneigt, dieser Ansicht mehr als nur ein Fünkchen Wahrheit zuzusprechen.

Allerdings muß man der Fairness halber sagen, daß mancher Komplimentespender sich die Sache auch selbst unnötig schwer macht... zum Beispiel wie dieser junge Mann mit nahöstlichem Migrationshintergrund, nennen wir ihn mal M.

M. hängt neulich mit seinem Kumpel spätnachts am ZOB herum und erblickt eine Gruppe von Jungs und Mädels, die sich derselben Freizeibeschäftigung hingeben. Er entdeckt ein weibliches Geschöpf unter ihnen, das seine Aufmerksamkeit weckt, und beschließt sogleich, ihr kundzutun, wie sehr ihre Ausstrahlung, ihr Witz und ihr wacher Geist ihn faszinieren.

Okay, er hätte vielleicht vorher darauf kommen können, daß die Formulierung "Hey du! Du siehst voll geil aus, kannstu auch in Pornofilm mitmachen!" nicht unbedingt geeignet ist, um sie ihm gewogen zu machen. Spätestens aber hätte ihm das auffallen müssen, als einer der Begleiter der Dame ihn auffordert, derartige Unflätigkeiten zu unterlassen.

Es macht die Sache nun aber nicht unbedingt besser, daß M. und sein Kumpel diese Schwierigkeit dadurch auflösen, daß sie besagten Begleiter erst rund um den ZOB jagen, ihn anschließend niederschlagen und dann am Boden zusammentreten. Und daß unsere beiden Helden beim Eintreffen des ersten Streifenwagens sogleich ihr Heil in der Flucht suchen (und Schutzmann Schlau und Schutzmann Schneidig dadurch noch kurz vor Feierabend zum Dienstsport zwingen), trägt auch nicht gerade dazu bei, das Verhältnis zur Staatsmacht nennenswert zu verbessern.

Allerdings krönt unser M. die erbrachten gedanklichen Leistungen des Tages damit, daß er nach erfolgreichem "Getaway" zehn Minuten später wieder am Tatort angeschlendert kommt... gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie sein festgenommener Kumpel in den Streifenwagen gestopft wird. Dieses Highlight kann er auch dadurch nicht mehr überbieten, daß er sich heftig gegen die Kollegen wehrt, daraufhin einmal kräftig mit dem Gesicht auf dem Asphalt bremst und anschließend in Handschellen im Brustton der Überzeugung beteuert: "Ey, isch hab gar nix gemacht!"

Nun ja. Es ist anscheinend nicht jedem gegeben, gelungene Komplimente zu machen...

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