Mittwoch, 21. Januar 2009

Es ist nicht jedem gegeben

Früher war ich immer der Ansicht, Straftäter würden in erster Linie deswegen straffällig, weil sie zu faul und bequem seien, um ihren Lebensunterhalt auf gesetzeskonforme Weise (namentlich durch Arbeit) zu verdienen. Mittlerweile tendiere ich eher zu der Vermutung, daß es nicht so sehr an der Faulheit scheitert, sondern eher an der Tatsache, daß die meisten von ihnen schlicht und einfach zu blöd dafür sind...

Eines schönen Vormittags fahre ich mit meiner Streifenpartnerin ohne Ziel durch unser malerisches Städtchen, als die Wache uns auf einmal einen Einsatz gibt. Im Schuhgeschäft soll ein junger Mann Schuhe gestohlen haben und dann geflüchtet sein. Vor Ort erklärt uns die Filialleiterin, der Täter habe sich hinter einem Regal herumgedrückt und kurze Zeit später das Geschäft fluchtartig mit nagelneuen Schuhen an den Füßen verlassen.

Anschließend habe sie entdeckt, daß er seine alten versifften Treter fein säuberlich in den Schuhkarton verpackt und diesen wieder ins Regal gestellt hätte (zweifelsohne, um zukünftige Kunden mit einem tollen Schnäppchen zu überraschen und das Produktportfolio des Geschäftes zu verbessern). Bei den gestohlenen Schuhen habe es sich um auffällige Turnschuhe mit unverwechselbarem Logo gehandelt.

Aufgrund ihrer Personenbeschreibung weiß ich schon ungefähr, welcher unserer Stammkunden es vermutlich gewesen ist. Wieder zurück auf der Wache, bitte ich den Rest der Truppe, in den nächsten Tagen mal etwas Ausschau nach ihm zu halten und sich seine Schuhe näher anzugucken. Und tatsächlich spricht mich am nächsten Tag ein Kollege an.

"Du, sag mal... du suchst doch den B. Der steht gerade draußen im Vorraum."

Ich flitze nach vorne, und tatsächlich steht im Vorraum der Wache unser alter Freund B. und guckt etwas gelangweilt in der Gegend herum. Ich schnappe ihn mir und fordere ihn auf, seine korreggd krassen Checkerhosen mal etwas hochzuziehen und mir seine Schuhe zu zeigen.

"Ey Alder, was is los, hey?" entgegnet er, was ich im Geiste korrekt in "Entschuldigen Sie, Herr Wachtmeister, warum möchten Sie denn meine Schuhe sehen?" übersetze. Ich überzeuge ihn mit etwas mehr Nachdruck davon, daß ich jetzt sofort seine Schuhe sehen möchte, und siehe da... es sind die entwendeten Turnschuhe, komplett mit Preisschild des Schuhgeschäfts. Die ist er natürlich gleich los, worüber er sich mittelschwer verärgert zeigt und mir enthüllt, daß ich ihn allein aus rassistischen Motiven mit meinem Haß verfolgen würde.

Es stellt sich heraus, daß der Volltrottel einen Tag nach dem Diebstahl auf der Dienststelle zur Vernehmung in anderer Sache durch einen anderen Kollegen erschienen ist - mit dem Diebesgut an den Füßen. Ich bin fröhlich gestimmt, mein Kunde deutlich weniger. Der vernehmende Kollege ist auch etwas mißmutig... seine Vernehmung hat sich nämlich gerade erledigt, weil der Beschuldigte sich ob der massiven rassistischen Unterdrückung und Verfolgung seiner Person nun entschieden hat, nicht mal mehr "PIEP!" zu sagen.

Na ja, was solls... er hätte ohnehin nur Blödsinn erzählt.

Keine Kommentare: