Montag, 13. April 2009

Superman

... gibt es tatsächlich. Doch, wirklich. Ich habe ihn neulich selbst getroffen. Na ja, zumindest hielt der Betreffende sich offensichtlich für selbigen. Daß er nicht dessen übermenschliche körperliche Fähigkeiten besitzt, war dann natürlich eine unschöne Überraschung für ihn.

Alles fängt damit an, daß mein Partner und ich zu einer Streitigkeit in einem Sozialwohnungsblock fahren. An der Wohnungstür empfängt uns bereits der Bewohner und erklärt uns, er habe gerade Streß mit seinem Gast gehabt, und habe ihm deswegen leider was an die Ohren hauen müssen, weil dieser vollkommen durchdrehen würde. Ich gehe also ins Wohnzimmer, wo ich den besagten Gast erblicke, der in Unterwäsche mit seiner Freundin auf dem Sofa sitzt.

Kaum sieht mich der junge Mann, bekommt er auf einmal riesengroße panische Augen, springt auf und rennt auf den Balkon. Als ich dort ankomme, sehe ich nur noch, wie er sich gerade über die Brüstung schwingt. Dann sind da - wie in einem schlechten Film - zwei Reihen Finger auf der Brüstung... und auf einmal sind sie weg. Eine Sekunde später ist von unten ein dumpfer Aufprall zu hören. Ich schließe daraus, daß die Superman-Nummer ganz augenscheinlich in die Hose gegangen ist, und leuchte mit meiner Taschenlampe nach unten. Im Lichtkegel sehe ich, wie sich das verhinderte Flieger-As sieben Meter weiter unten auf dem Rasen windet und dabei lauthals jammert.

Ich fordere über Funk einen Rettungswagen an, und während noch ich spreche, rappelt sich Superman plötzlich auf und humpelt weiterhin fluchend und jammernd über die Wiese davon. Nun ja, zwanzig Meter weiter hat mein Partner (der schon mal nach unten geflitzt ist, als er den Alarmstart unseres Nachwuchspiloten
sieht) ihn dann eingefangen. Wie nicht anders zu erwarten war, hat unser Kunde einer fröhlichen Mischung aus Alkohol, Gras und Kokain fleißig zugesprochen und ist uns darüberhinaus als ohnehin nicht ganz dicht bekannt.

Überraschend ist hingegen die Tatsache, daß er sich nichts bei seinem Stunt getan hat. Der Rettungswagen bringt ihn ins Krankenhaus, das er nach einer Stunde zwar nicht ganz nüchtern, aber auf eigenen Beinen wieder verläßt.

Ach ja, warum er diesen Versuch einer fliegerischen Höchstleistung unternommen hat, wissen wir immer noch nicht, denn er ist weder Beschuldigter noch hat er irgendwelche Dinge dabei, die er nicht hätte haben dürfen. Macht aber nichts, er weiß es nämlich vermutlich selber nicht. Zumindest erscheint er einige Stunden später auf der Dienststelle und fragt den Chef der Frühschicht, was denn heute nacht eigentlich losgewesen wäre, er habe da eine ziemlich lange Erinnerungslücke...

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