Samstag, 12. März 2011

Gerödel

Ich bin - der geneigte Leser wird es vermutet haben - das, was im angelsächsischen Sprachraum gerne als "gearhead" bezeichnet wird... ein Ausrüstungsfetischist. Das macht mich zum Profi mit Ahnung oder zum Freak mit zuviel Geld auf dem Konto - je nachdem, welchen Kollegen man fragt. Jede Dienststelle hat ein paar Leute dieser Kategorie... wir sind die Typen, über deren Katalogstapel (und Gadgetsammlung am Einsatzkoppel) man einerseits schmunzelt, die man aber andererseits dann doch immer wieder um Rat fragt, wenn mal der Kauf einer neuen Taschenlampe ansteht.

Mir persönlich ist es schlicht und einfach wichtig, meine Arbeit durch die Verwendung von geeigneten Ausrüstungsgegenständen möglichst sicher und effektiv zu gestalten. Da die dienstliche Ausstattung in etlichen Belangen deutlich zu wünschen übrig läßt (und eine Behörde auf gutgemeinte Verbesserungsvorschläge einzelner Mitarbeiter regelmäßig so sensibel reagiert wie eine solide einbetonierte Eisenbahnschwelle), läuft das regelmäßig darauf heraus, daß ich Ausrüstung selbst kaufe und aus eigener Tasche bezahle. Das stört mich per se nicht wirklich, weil meine Sicherheit mir die zusätzlichen Ausgaben wert ist und die Beschäftigung mit diesem Thema mir auch nach einer zweistelligen Anzahl an Berufsjahren immer noch Freude macht.

In diesem Zusammenhang erreichen mich immer wieder Anfragen von unserem polizeilichen Nachwuchs, welche Produkte ich für welchen Zweck empfehlen würde. Kurz gesagt: gar keine!! Jawohl, ich rate jungen Kollegen im Praktikum kategorisch davon ab, sich privat irgendwelche Ausrüstungsgegenstände zu kaufen und sehe konsequent davon ab, ihnen irgendwelche Empfehlungen mitzugeben. Dafür gibt es zwei wichtige Gründe.

Erstens will die Frage bedacht werden, inwieweit die Verwendung eines konkreten privat beschafften Ausrüstungsgegenstand überhaupt erlaubt ist. Einige Sachen (wie z.B. Einsatzstiefel usw.) sind zweifelsfrei unproblematisch, andere sind rundheraus nicht gestattet (Holster, bestimmte Uniformteile und Bekleidungsgegenstände), und bei einigen anderen Gegenständen ist es unklar und abhängig vom Einzelfall (Handschuhe, Taschenlampen). Zweitens ist lange nicht alles, was der Ausrüstungsmarkt hergibt, gut und sinnvoll, und nicht jedes Produkt ist universell geeignet für jeden polizeilichen Einsatzzweck.

Man mag nun die Frage aufwerfen, ob ich damit nicht eine recht scheinheilige Position vertrete, da ich selber bekanntlich regen Gebrauch von verschiedensten privat beschafften Ausrüstungsgegenständen mache. Ich verfüge allerdings - im Gegensatz zu unseren jungen Leuten - über eine nicht ganz unerheblicher Dienst- und Einsatzerfahrung und kann insofern die Sinnhaftigkeit und Risiken eines solchen Einsatzes von privat beschaffter Ausrüstung aus einer ganz anderen Warte beurteilen. Davon abgesehen ist meine Rechtsposition als Beamter auf Lebenszeit im Fall eines Disziplinarverfahrens deutlich stabiler als die eines Berufsanfängers, und ich kann erheblich besser einschätzen, welche der zahlreichen innerbehördlichen Spielregeln "biegefähig" ist und welche nicht. Als Anwärter im Praktikum, der den rechtlichen Status eines Beamten auf Widerruf innehat, sollte man jedenfalls jegliches Verhalten, das womöglich im Widerspruch zu geltenden innerdienstlichen Vorschriften steht, tunlichst unterlassen.

In diesem Sinne empfehle ich jedem hoffnungsvollen jungen Kollegen, der voller Enthusiasmus in sein erstes Praktikum startet: arbeite erstmal mit dem, was der Dienstherr dir zur Verfügung stellt. Es spart dir nicht nur bares Geld, sondern auch eine Menge potentiellen Ärger. Du wirst in den ersten Monaten deiner Berufspraxis selbst vielfach die Möglichkeit haben, für dich selbst auszuloten, welche Anschaffungen sinnvoll sind und welche nicht. Weiterhin wirst du dir eine Vielzahl an privat beschafften Einsatzmitteln am Beispiel der Stammbeamten deiner Praktikumsdienststelle im praktischen Einsatz anschauen können. Und wenn du deine Ausbildung bzw. dein Studium erfolgreich abgeschlossen hast (und nicht früher), ist der passende Zeitpunkt gekommen, um unter Berücksichtigung dieser ersten Berufserfahrungen über den Kauf des einen oder anderen "taktischen Spielzeugs" nachzudenken.

P.S. Ja, ich weiß selber, daß es manchmal auch schlicht und einfach Spaß macht, die bunten Prospekte von COP GmbH, Recon Company, Blackhawk Industries & Co. durchzublättern...

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